Hinführung 28. Sonntag im Jahreskreis, 12.10.2025, Lk. 17,11 - 19
Julia Ornezeder, Studentin und Organisationsassistentin in ZUKUNFT.glauben
Es ist eine der bekanntesten Erzählungen des Lukasevangeliums: 10 Aussätzige werden von Jesus geheilt, doch nur einer kommt zurück doch, um sich zu bedanken. Wichtig ist hierbei das Hintergrundwissen, dass Aussatz, heute unter dem Namen Lepra bekannt, für die Betroffenen nicht nur eine schmerzhafte und tödliche Krankheit bedeutete. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr führte die Krankheit auch zur sozialen Ausgrenzung (die „Unreinen“ wurden in Lagern am Rande der Stadt ausgesetzt – daher der Name). Jesus gab den Kranken also nicht nur ihre Gesundheit und ihr Leben wieder, sondern auch ihren Platz in der Gesellschaft.
Die heutige Stelle des Evangeliums steht als eine Metapher für den Glauben. Glaube bedeutet nicht, alles verstanden oder gesichert zu haben. Glaube heißt, loszugehen, auch wenn man das Ziel noch nicht sieht. Viele Veränderungen im Leben geschehen genau so: nicht plötzlich, sondern unterwegs. Heilung, Vertrauen, innere Ruhe wachsen im Gehen, Schritt für Schritt. Es braucht den Mut, aufzubrechen, bevor man sicher weiß, dass es funktioniert.
Einer der Geheilten aber kehrt zurück. Er erkennt, dass nicht nur seine Haut, sondern auch sein Herz heil geworden ist. Er lobt Gott mit lauter Stimme und dankt Jesus. Und dieser Mann ist ein Samariter – ein Fremder, jemand, der aus der Sicht der damaligen religiösen Gemeinschaft nicht „dazugehört“. Jesus bemerkt das: „Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?“ Damit lenkt er den Blick auf etwas Entscheidendes: Dankbarkeit und Glaube sind keine Frage der Herkunft, Religion oder Stellung. Sie sind eine Frage des Herzens.
So steht der Samariter für jene, die vielleicht nicht alles richtig machen, die am Rand stehen – und doch den Kern des Glaubens erfassen. Denn er begreift, dass Heilung mehr ist als körperliche Genesung: Sie ist Begegnung, Beziehung, Bewusstsein. In seinem Danken wird deutlich, was Rettung im tiefen Sinn bedeutet – eine Wiederherstellung des ganzen Menschen, innen und außen. Jesus sagt zu ihm: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“
Diese Worte sind auch heute aktuell. Sie laden ein, dankbar zu leben – nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil im Danken die Kraft liegt, das Leben neu zu sehen. Dankbarkeit verwandelt den Blick: aus Mangel wird Fülle, aus Pflicht Freude, aus Alltag Begegnung. Vielleicht zeigt uns diese Geschichte, dass wahre Heilung dort beginnt, wo wir wahrnehmen, was uns schon geschenkt ist.
Fragen zum Weiterdenken:
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol
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Kategorie: Hinführung, Lesejahr C
Datum: 06.10.2025
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