Hinführung 26. Sonntag im Jahreskreis, 28.09.2025, Lk 16,19-31
Gudrun Guerrini, Gemeindeberaterin in der Diözese Innsbruck, Mitglied der Weggemeinschaft Hall-Schönegg
Lukas wird auch als Bildermaler unter den Evangelisten bezeichnet. Sein Werkzeug ist die Sprache. Im Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus entwirft er mit einprägsamen Worten ein Bild von einem, der tagtäglich ein Luxusleben führt und dabei vollkommen ignoriert, dass vor der eigenen Tür ein Mensch buchstäblich vor die Hunde geht. (V 19-21)
Als beide sterben, wendet sich das Blatt. Während derjenige, der „zu Lebzeiten bereits seine Wohltaten erhalten hat“ (V25) große Qual leidet, findet sich der auf Erden Gepeinigte an der Seite Abrahams, dem Stammvater Israels wieder, wo er getröstet und in seiner Würde wiederhergestellt wird. (V 22-23) Das anschließende Gespräch des reichen Mannes mit Abraham und seine Versuche, an seiner Situation etwas zu verbessern oder wenigstens seine Brüder zu warnen, bleiben ohne Erfolg. (V 24-31) Eine Erzählung ohne Happy End für den Reichen!
Warum gibt es in diesem Gleichnis für den reichen Mann keine Gnade? Ein harmonisches Ende wäre doch viel schöner! Möglicherweise liegt es daran, dass der reiche Mann bis zum Ende nicht aus der Blase seines Denkens und Handelns herausfindet. So wenig wie er zu Lebzeiten die Armut und das Elend vor seiner Tür wahrnimmt, so ist auch nach dem Tod der Arme für ihn nur Mittel zum Zweck, dem man Befehle erteilen kann (V 24, 27). Sein Mitgefühl gilt nur ihm selbst und den Seinen. Keine Spur von Empathie oder Bedauern für sein früheres eigenes Handeln.
Enorme Gegensätze zwischen Arm und Reich gab es schon zu Lebzeiten Jesu und zur Zeit des Evangelisten Lukas, der sich unmissverständlich auf die Seite der Armen stellt. Am Umgang mit ihnen entscheidet sich die Teilhabe am Reich Gottes. Kein Wunder, dass da heute so manch einen angesichts der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich ein ungutes Gefühl beschleicht. Man möchte schließlich nicht so enden wie der reiche Mann aus dem Gleichnis.
Das tragische Ende des reichen Mannes nimmt schon zu Lebzeiten durch seine Erbarmungslosigkeit gegenüber dem Elend seiner Zeit seinen Lauf. Wie er haben auch wir nur dieses eine Leben, um solidarisch mit den Erniedrigten und Ausgebeuteten zu sein. Wie für ihn und seine Brüder, die „Mose und die Propheten kennen“ (V 29), liegt auch für uns Gottes „Selbstmitteilung“, nämlich Jesus mit seinen Worten und Taten, seinem Leben, Sterben und Auferstehen buchstäblich auf dem Tisch. Ausreden gelten nicht mehr. Verständlich, dass man da ein wenig nervös werden kann.
Lassen wir uns aufrütteln! Öffnen wir Augen, Ohren und Herz für Bedrängnis und Not in unserer Umgebung! Keiner kann die Welt allein retten – tun wir uns zusammen und knüpfen Netze, die auffangen! Lassen wir uns von Jesus und seiner kompromisslosen Parteilichkeit für Menschen und ihre Würde inspirieren! Und keine Angst: Vertrauen wir in allem auf die Barmherzigkeit Gottes, der schlussendlich jedes Leben „retten“ will!
Fragen zum Weiterdenken:
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol
Hier als PDF
Kategorie: Hinführung, Lesejahr C
Datum: 22.09.2025
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