32. Sonntag im Jahreskreis


Für die Weggemeinschaften gibt es hier jede Woche eine kurze Erklärung des Sonntagsevangeliums mit Fragen zum Weiterdenken.

32. Sonntag im Jahreskreis (A), 12. November 2023, Mt 25,1-13
Anna Kraml, Fachreferentin Bibelpastoral

Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen ist für mich persönlich eines der schwierigsten biblischen Gleichnisse. Es beschäftigt mich schon seit ich als Ministrantin regelmäßig im Gottesdienst war und die biblischen Texte mir immer vertrauter wurden und doch blieb eine Fremdheit zu diesem Text. Später an der Uni griff mein Religionsdidaktikprofessor dieses Gleichnis auf, um zu erklären, was der Kairos – der richtige Zeitpunkt – sei. Und dennoch wurde mir das Evangelium dadurch nicht einfacher verständlich.


Welches „Problem" habe ich mit diesem Text? Er erscheint mir und erschien mir schon immer so unfair – schlussendlich geht es darum, dass von den zehn Jungfrauen nur fünf Jungfrauen, jene die richtig vorbereitet waren, an der Hochzeitsfeier teilnehmen dürfen. Die aber, die sich schlecht vorbereiteten, die den Kairos nicht erkannten, und versuchen ihren Fehler zu beheben, für sie ist es zu spät. Das erschien und erscheint mir immer noch unfair. Es bleibt ja nicht dabei, dass sie den richtigen Zeitpunkt verpasst haben – sie versuchen sogar noch ihren Fehler wieder gut zu machen, indem sie neues Öl für ihre Lampen holen. Ihr Mühen ist jedoch vergeblich. Die Feier bleibt ihnen verwehrt.


Ist es mit dem Himmelreich gleich? Wenn wir die Zeichen der Zeit nicht erkennen, bleibt es uns dann verwehrt? Das sind zwei der fundamentalen Fragen, die mich angesichts des Gleichnisses beschäftigen und nicht mehr loslassen. In so vielen Gleichnissen lernen wir doch, dass es anders ist – der gute Hirte, der nach dem einhundertsten Schaf suchen geht, um dieses sicher nach Hause zu bringen. Das Gleichnis des guten Hirten ist nur ein Beispiel. Und nun hören wir am Sonntag, dass unsere Mühe vergeben sein könnte, wenn wir den richtigen Zeitpunkt nicht erkennen.


Das Gleichnis wirft viele Fragen auf und ich kann sie nicht beantworten. Es bleibt bei offenen Fragen und Gedanken zu dem Text, den ich heute auslegen sollte. Eines aber möchte ich als Gedanke festhalten: das Gleichnis hat einen pädagogischen Charakter. Es soll uns wachrütteln, uns darauf aufmerksam machen, dass wir wachsam für die Zeichen der Zeit bleiben sollen. Wir sollen nicht glauben, dass das Reich Gottes schon angebrochen ist und deswegen nicht faul werden. Wir sollen mit offenen Augen durch die Welt gehen, die uns umgibt. Aufmerksam dafür sein, wo Menschen unsere Hilfe brauchen, wo wir einen kleinen Teil des Reich Gottes verwirklichen können.


Wo begegnen uns in unserem Leben Spuren des Reich Gottes und wo können wir dazu beitragen, einen kleinen Samen zu säen, der vielleicht in Zukunft auch Früchte tragen wird? Zwei Fragen, die angesichts des Evangeliums eine neue Dringlichkeit und Bedeutung bekommen – vielleicht auch gerade unter den Vorzeichen unserer Zeit – unserer aktuellen Situation – in der so viel brüchig zu werden scheint, das wir als selbstverständlich angenommen haben. Wachsam bleiben vielleicht auch angesichts der tagespolitischen Ereignisse, die wir erfahren müssen. Denn wo erkennen wir die Zeichen der Zeit?

Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol

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Kategorie: Hinführung, Lesejahr A

Datum: 12.11.2023

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