28. Sonntag im Jahreskreis (A), 15.10.2023, Mt 22,1-14
Hinführung von Dominik Höchtl, Pastoralassistent Citypastoral, Diözese Innsbruck
Die Angestellte sitzt seit früh morgens im Büro. Das Mittagessen ist sich heute nicht ausgegangen. Es wird Abend und sie denkt daran, dass sie normalerweise schon seit ein paar Stunden zuhause wäre, sich jetzt etwas zu Essen machen würde und vor dem Fernseher entspannen würde. Am letzten Wochenende hat sie schon eine Feier einer Freundin ausgeschlagen, die sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Doch es ist die zweite Woche, in der sie zusätzlich zu ihrer Arbeit die Urlaubsvertretung für eine Kollegin übernehmen hat müssen. Sie starrt auf den Bildschirm vor sich, unfähig den angefangenen Satz in Gedanken zu vervollständigen oder auch noch einen Finger in die Tastatur zu schlagen. Völlige Erschöpfung. Dann meldet sich eine Nachricht am Handy. Es ist ein Foto der Kollegin am Strand, ein kurzer Text: „Schade, dass du nicht mitkommen konntest! LG" und ein Smiley – jener Zwinkersmiley, aus dessen Kussmund ein Herzchen kommt. Die Angestellte mag ihr Handy aus Zorn gegen die Wand schleudern, weinend zusammenbrechen oder sich emotional distanziert nicht darum kümmern; sie erklärt mir aber wie es gehen kann, dass im Gleichnis vom Himmelreich und vom Hochzeitsmahl so viel nach Ignoranz, Ärger und Zorn schreit. Da sind die eingeladenen Gäste, die zornig werden, weil sie vor Augen geführt bekommen, wofür sie vor Arbeit nicht und nicht Zeit finden, und was sie doch eigentlich wollten: Zeit für Freude, Genuss und die Schönheit des Lebens. Derselbe Zorn beim König, wo genau das mit Füßen getreten wird. Ein Zorn, der einfordert, was vom eigenen Gefühl so wichtig erachtet wird, weil wir irgendwo in uns genau wissen, was wir im Moment brauchen würden, aber nicht bekommen können. Das zu merken, heißt auch, dass es nicht mehr so leicht ist, den Ärger wegzudrücken, die „notwendige" Pflicht vor das „luxuriöse" Vergnügen zu stellen. Dann würden wir vielleicht darauf achten, uns auch zu nehmen, was wir bräuchten – und wenn wir in Arbeitskleidung auf einem Fest erschienen. Blieben wir nicht stumm dabei und brächten unsere Lage zum Ausdruck, könnte man das wohl verstehen.
Fragen:
• Gelingt es mir im Trubel des Alltags Zeiten und Orte für mich zu finden – mir Zeit zu nehmen für die Freuden des Lebens?
• Wann und wo habe ich das Leben zuletzt wirklich genossen?
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol
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Kategorie: Hinführung, Lesejahr A
Datum: 15.10.2023
GEISTreich - Diözese Innsbruck
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