29. Sonntag im Jahreskreis (A), 22.10.2023, Mt 22,15-21
Hinführung von Dominik Höchtl, Pastoralassistent Citypastoral, Diözese Innsbruck
Ich sitze in einem Café. Es ist eines von jenen, in die man beim Vorbeigehen eigentlich nicht hineingeht, weil sie eher einer heruntergekommenen Absteige gleichen, weil nicht einmal die Angestellten es für Wert empfinden, länger hinter der Bar zu stehen, als für den Zeitraum der Bestellung, Service und Bezahlung, weil schließlich sich Menschen allenfalls allein in dieses Café verirren und an der Bar an einem einsamen Bier schlürfen. Über der Bar hängt ein alter Fernseher, die Nachrichten laufen: Die Auswirkungen des Klimawandels und aktueller Kriegszustände mitsamt Energieabhängigkeit und Preissteigerung sind Thema. Ein Mensch, der an dieser Bar sitzt, stelle ich mir vor, kann sich um diese Nachrichten nicht sorgen, er versucht schon genug Sorgen im Bier vor sich zu ertränken, ehe ihm beim Zahlen die Teuerung schmerzlich unter die Finger kommt. Er dreht jeden Cent zweimal um und jedes Mal, wenn die Münze Kopf zeigt, denke ich an den Staat, der daran 20 Prozent einnimmt. Und doch dem Staat geben, was dem Staat gehört?
Gerade das Matthäus Evangelium zeichnet so sehr im ethischen Sinne die Bedeutung nach, was es heißt, den „Willen des Vaters" zu tun: Von Sanftmut, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Frieden (Mt 5,6-9) ist die Rede, von der Natur, die positives Vorbild und nicht Objekt der Bereicherung ist (Mt 6,26.28), von Menschen, die nicht zu verurteilen (Mt 6,1), sondern an den Tisch miteinzuladen sind (Mt 9,10). Gottes- und Nächstenliebe, heißt es da, sind untrennbar verbunden (Mt 22,37-39). Der Ansatz Jesu ist keiner, der sich von der Welt abwendet. Er stellt sich in die Welt, wie sie ist – „dem Kaiser, was dem Kaiser gehört" – und versucht das beste darin zu gestalten – „Gott, was Gott gehört". Mitten in der Ohnmacht vor der kaiserlichen Herrschaft baut Jesus an dieser Wirklichkeit. Wieviel mehr sollte möglich sein inmitten einer Demokratie? Also ja: Dem Staat, was des Staates ist, und im Bewusstsein von Gottes- und Nächstenliebe inmitten dieser Wirklichkeit an einer neuen bauen...
Fragen:
• Was sind die Krisenherde unserer Zeit?
• Wie erlebe ich diese Krisenherde in meinem Leben?
• Wie kann ich selbst diesen Krisen begegnen – als Einzelperson, in einer Gruppe, gesellschaftspolitisch?
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol
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Kategorie: Hinführung, Lesejahr A
Datum: 22.10.2023
GEISTreich - Diözese Innsbruck
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