23. Sonntag im Jahreskreis (A), 10.09.2023, Mt. 18, 15-20
Hinführung von Claudia Hubert, Fachreferentin Missionarische Pastoral, Diözese Innsbruck
Ich finde die hier beschriebene Herangehensweise an Konflikte sehr spannend: erst das Gespräch unter vier Augen suchen, dann ein bis zwei andere dazu holen, dann in einer noch größeren Gruppe besprechen, die dann den Einzelnen auch aus der Gemeinschaft ausschließen kann.
Das Gespräch unter vier Augen ist wichtig, damit man nicht übereinander, sondern miteinander redet. Hier können erste Unklarheiten beseitigt und ein Konsens gefunden werden. Fruchtet dieses Gespräch nicht, dann kann ein zweites geführt werden, bei dem andere Personen mitanwesend sind. Diese/r können bspw. als Mediator/en dienen und helfen, die Situation „objektiver" zu betrachten und so zu einer Lösungsfindung zu gelangen. Hilft auch das nicht, dann kann die Organisation als Gesamtheit in den Prozess einschreiten. Hier geht es nicht darum, einen einzelnen bloßzustellen. Beachtet man die Zeit, in der die Evangelien geschrieben wurden, so scheint dies eine Praxis gewesen zu sein um bspw. Glaubensfragen, Handlungsweisen oder Haltungen auf der Grundlage des christlichen Glaubens zu hinterfragen. Da Jesus selbst nicht mehr physisch anwesend war, ging dies nur im Miteinander.
Auf diesem Hintergrund bekommt der Zuspruch Jesu: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" eine neue Tonalität: er ist tröstlich, denn letztendlich müssen nicht sie entscheiden, sondern er unter den Mitgliedern der Gemeinde ist es, der dies tut. Dies führt zu einer Entscheidungsfindung, die nicht durch den Willen eines Menschen oder Fraktion geprägt ist, sondern durch das gemeinsame Hinhören auf die Stimme des Hl. Geistes.
Zum anderen stellt er einen Anspruch dar: das im Namen Jesu vereint sein wird so zur Norm des gemeinsamen Handelns.
Was heißt es in seinem Namen versammelt sein? Für mich heißt es, in seiner Liebe versammelt sein, und das heißt „liebet einander, so wie ich euch geliebt habe". Es heißt, den Dialog zu leben, wie Martin Buber ihn versteht: d.h. gegenüber dem Anderen meine Gedanken und Ideen in der Schwebe halten, damit sie nicht zwischen mir und dem Anderen stehen und so in mir Platz für den Anderen, seine Lebenswelt und Ideen ist. Wenn diese Haltung dem anderen gegenüber mein Tun und Entscheidungen und jene meines Gegenübers bestimmt, dann kann Gott unter uns wirken. Ist das nicht gelebte Synodalität?
Fragen zum Weiterdenken:
Wie gehe ich mit Missverständnissen um?
Was heißt für mich „in Jesu Namen versammelt sein"?
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol
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Kategorie: Hinführung, Lesejahr A
Datum: 10.09.2023
GEISTreich - Diözese Innsbruck
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