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Kirche. Sprachen. Versöhnung. Was wir zu Pfingsten vom Heiligen Geist erbitten. Die Predigt von Bischofsvikar Jakob Bürgler lesen Sie im Link.

Pfingstsonntag
28. Mai 2023
Johanneskirche

Es ist eine wunderbare Erfahrung, die das Evangelium beschreibt: Die verschreckten, mutlosen, bedrückten, orientierungslosen Jünger bekommen einen neuen, einen frischen Geist. Jesus haucht sie an und sagt: Empfangt den Heiligen Geist! Empfangt einen lebendigen, einen Mut einflößenden, dynamischen, in die Zukunft orientierten Geist! Eine wunderbare Erfahrung, die auch wir heute brauchen. Wir brauchen die Frische und Dynamik von oben!
Dazu drei Gedanken, die mich heuer ganz besonders beschäftigen und bewegen – zu drei Stichworten: Kirche. Sprachen. Versöhnung.

Kirche
Das Pfingstfest gilt als die Geburtsstunde der Kirche. Gemeint ist damit, dass mit Pfingsten das zu wirken beginnt, was Jesus den Jüngern aufgetragen hat. Sie sollen ja aufbrechen, hinausgehen, überall seine Frohe Botschaft verkünden. Und genau das beginnt jetzt. Jetzt, nachdem der Heilige Geist die Jünger „gepackt" hat. Jetzt beginnt diese kleine „Urzelle" nach außen zu gehen und Zeugnis zu geben.
Die Geburtsstunde der Kirche. Irgendwie gehen mir diese Worte nicht leicht über die Lippen. Mich treibt um und belastet, dass die Kirche ein so schlechtes Renommee hat, eine so negative Wahrnehmung. Mit „Kirche" verbinden viele Menschen deren Schattenseiten, den Missbrauch von Beziehung und Freundschaft, eine Moral, die das Leben mehr einschränkt und behindert als befreit.
Mir ist ein Gedanke vom Kärtner Bischof wichtig geworden. „In seiner ersten Ansprache als Bischof sagte Marketz, er habe in den letzten Tagen viel über die Kirche nachgedacht: ‚Ich bin ihr ja skeptisch gegenübergestanden. Mir war der Inhalt immer wichtiger als das Gefäß.' Aber auch das Gefäß bedürfe seiner Zuwendung: ‚Es ist brüchig geworden.'" Und später einmal bei einem Wort-Rap: „Die Kirche ist ein Gefäß, auf das man achten muss, damit es nicht zerbricht, noch wichtiger aber ist der Inhalt!"
Frère Roger hat die Kirche immer als „Gleichnis einer Gemeinschaft" bezeichnet. Das spricht mich an. Und ich bin sehr dankbar, dass ich Menschen kennengelernt habe, die im Gefäß mit dem Namen „Kirche" den kostbaren Inhalt aufscheinen haben lassen und die eine Gemeinschaft gelebt haben, die einladend und lebensfördernd war.

Sprachen
Die Apostelgeschichte erzählt, wie der Heilige Geist gekommen ist. Wie ein Sturm, der antreibt. Wie ein Feuer, das entzündet. Und dann wird erzählt, dass die Jünger begonnen haben, in anderen Sprachen zu reden, so wie es ihnen der Geist Gottes eingegeben hat. Sie haben die Frohe Botschaft des Evangeliums in anderen Sprachen verkündet.
Früher hat es geheißen, dass die Jünger in fremden Sprachen geredet haben. Jetzt: In anderen Sprachen. Die Jünger und Jüngerinnen Jesu wurden sicher keine Fremdsprachen-Profis. Es geht nicht darum, wie oder ob einfache, wenig gebildete Fischer auf einmal eine Vielzahl an Fremdsprachen beherrscht haben. Sie haben in anderen Sprachen geredet.
Eine Sprache hängt immer von der Gruppe ab, zu der jemand gehört. Die Jugendsprache ist eine andere als die Sprache von Wissenschaftlern. Die Sprache von Schülerinnen und Schülern unterscheidet sich sehr von der Sprache bei einem Seniorennachmittag. Und genau das ist durch den Geist Gottes möglich geworden: Dass die Menschen, so unterschiedlich sie von ihrer Herkunft und Zugehörigkeit auch waren, die Freude des Evangeliums verstanden haben.
Und da sind wir heute sehr gefordert. Wie die Kostbarkeit des christlichen Glaubens so formulieren, so ins Wort bringen, dass sie für die Menschen in ihren jeweiligen Sprachen und Gruppen verständlich wird, dass Menschen davon berührt werden?

Versöhnung
Zurück zum Evangelium. Jesus haucht die Jünger an und schenkt ihnen den Heiligen Geist. Und dann kommen starke Sätze: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten." (Joh 20,23)
Mit dem Geschenk des Heiligen Geistes ist also die Aufgabe der Versöhnung verbunden. Der Geist Gottes will zusammenführen, heilen, Belastungen wegnehmen, die schweren Steine im Herzen entfernen oder zumindest leichter machen. Der Heilige Geist will, dass Feindschaften abgebaut werden, dass zerrissene Beziehungen wieder aufleben, dass Trennendes überwunden wird.
In einer Gesellschaft, die sich immer mehr polarisiert, in der wir uns schwerer und schwerer tun, einander zu verstehen, das Gemeinsame zu suchen und nicht nur die Einzelinteressen im Blick zu haben, in einer Gesellschaft, die aggressiver wird, viel mehr als früher mit Abneigung, Vernaderung und Abwertung arbeitet, brauchen wir Versöhnung, Versöhnung und noch einmal Versöhnung.
Ich freue mich immer, wenn Papst Franziskus deutlich macht, dass man nie genug Versöhnung schenken kann. Also: Sich dem Geist Gottes öffnen – und dieser will versöhnen, heilen, zusammenführen, einbinden, aufnehmen, verstehen. Wer sich der Versöhnung verweigert, der verweigert sich dem Heiligen Geist.

Kirche. Sprachen. Versöhnung. Das Pfingstfest ist sehr aktuell. Wir brauchen dringend den kraftvollen Atem Gottes, die neue Frische des Heiligen Geistes.

Jakob Bürgler

Die Predigt finden Sie hier auch als PDF.

 

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