3. Fastensonntag (A), 12.03.2023, Joh 4,5-42, Hinführung
Sr. Elisabeth Senfter, Pastoralassistentin der Unipfarre Innsbruck
Das heutige Evangelium spielt sich bei einem Brunnen ab, d.h. im Zentrum des
Dorfes, dort wo tagtäglich die Tierherden getränkt werden, dort wo die Menschen
zusammenkommen; ja selbst die Brautschau geschieht am Brunnen. Biblisch
gesehen, ist der Brunnen Symbol von tiefer Begegnung.
Jesus ist müde und setzt sich an den Brunnen. Jesus ist wahrer Mensch: er verspürt,
so wie wir auch, Hunger, Müdigkeit und... Sehnsucht nach Begegnung.
Es ist die sechste Stunde, d.h. Mittagszeit. Für gewöhnlich kommen die Menschen
aber nicht in der brennenden Mittagszeit, sondern in der Frische des Morgens oder in
der Kühle des Abends zum Brunnen. Dass die Samariterin zu Mittag kommt, mag
damit zusammenhängen, dass sie sich schämt und von niemandem gesehen werden
möchte: sie ist Anhängerin einer „Sekte", sie ist eine Frau (zur Zeit Jesu wurde eine
Frau nicht als dem Mann ebenbürtig betrachtet), sie hatte mehrere Männer und lebt
mit einem Mann zusammen, mit dem sie nicht verheiratet ist.
Und dennoch spricht Jesu sie an, um sie um Wasser zu bitten. Unvorstellbar! Jesus,
wahrer Gott, der sich als Bittsteller an eine solche Frau wendet!
Und aus dieser Bitte Jesu entwickelt sich ein Gespräch: Jesus wird sich dieser Frau
schrittweise offenbaren und in ihr die Sehnsucht wecken, von dem Wasser zu
trinken, das nur er geben kann und das nie mehr durstig macht. Die Frau öffnet sich
immer mehr dieser Begegnung mit Jesus und merkt, dass er sie kennt, bis hinein in
die Aspekte ihres Lebens, deren sie sich schämt, und dass er sie nicht verurteilt.
Ganz im Gegenteil, die Begegnung mit Jesus lässt sie ihre unantastbare Würde
spüren und zugleich auch ihre tiefe Sehnsucht nach wahrem Leben, nach dem
wahren Gott.
So lässt sie ihren Wasserkrug stehen, um den anderen im Dorf zu erzählen, was sie
erlebt hat. Sie wird damit zur Apostelin: viele Samariter kommen zum Glauben an
Jesus.
Fragen zum Weiterdenken:
1. Kann ich glauben, dass Jesus Sehnsucht nach der Begegnung mit mir hat?
2. Habe ich schon einmal erlebt, dass der Blick Jesu auf mein Leben mich aufbaut,
mich meiner unantastbaren Würde bewusst macht?
3. Gibt es in meiner Umgebung Menschen, denen ich von Jesus erzählen möchte,
damit auch sie zum ihm finden?
Hinführungen der Weggemeinschaften - ein Projekt der missionarischen Pastoral der
Diözese Innsbruck, www.geistreich.tirol
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Kategorie: Hinführung, Lesejahr A
Datum: 10.03.2023